Kollateral-Erkenntnisse
aus Auto-Museen (Teil 3)
Ein Besuch im Porsche-Museum lohn(er)t sich schon aus einem einfachen Erkenntnisgrund: Das Elektroauto repräsentiert die Zukunft genauso wie die Anfänge der Automobilgeschichte.
Wer ein Automuseum besucht, erwartet Faszination auf vier Rädern. Dieser Wunsch kann sich auch unabhängig von der Antriebsart erfüllen, wie das Porsche-Museum im dritten und letzten Teil unserer Serie zeigt.
Was ist das erste Gefährt, auf das Ausstellungsbesucher des Porsche-Museums in Stuttgart-Zuffenhausen stoßen? Richtig: ein Elektroauto. Unter dem Namen „Lohner-Porsche“, den Ferdinand Porsche im Jahr 1900 auf der Pariser Weltausstellung zeigte, sind aber gleich mehrere Fahrzeugkonzepte bekannt. Je nach Variante war der Wagen somit nicht nur als Stromer, sondern auch als Hybrid und Allradler einer der ersten seiner Art.
Gutes kommt wieder
In Zuffenhausen steht ein Vorläufer-Konzept, der Egger-Lohner C.2 (siehe Titelbild). Dieser rein elektrische Kutschenwagen aus dem Jahr 1898 war das Erstlingswerk des damals 28-jährigen Ferdinand Porsche. Immerhin spendierte er dem Fahrzeug eine Reichweite von 80 Kilometern und eine Höchstgeschwindigkeit von 35 km/h.
Merke: Erfinder und Innovatoren orientieren sich auch gerne an bewährten Dingen, die gut funktionieren. Um 1900 war das die (elektrische) Straßenbahn. Der geniale Autokonstrukteur stand mit seinem frühen Faible für Strom nicht alleine da. Zwischen 1890 und 1910 galten Elektrofahrzeuge für das städtische Umfeld sogar als technisch besser umsetzbar als der komplexe Verbrennungsmotor. Erst im Laufe der 1920er-Jahre schlug der Verbrenner mit seinem Reichweitenvorteil zu – und löste weltweit einen unglaublichen Automobil-Boom aus, der Jahrzehnte anhielt.
Nomen est omen: Dass es sich beim Egger-Lohner C.2 um ein „Kutschenwagen“-Konzept handelt, würde auch der uninformierte Betrachter vermuten. Auf den rein elektrischen Antrieb deutet jedoch nur die „Black Box“ auf der Hinterachse hin.
Die Mutter aller Porsche-Sportwagen: Eine Alu-Karosse des „Berlin-Rom-Wagens“ aus dem Jahr 1939, auch Porsche „Typ 64“ genannt. Er ist die konstruktive Blaupause für spätere Modelle. Vom einstigen Platz als Nummer-eins-Exponat am Zentralaufgang des Porsche-Museums hat ihn der Egger-Lohner verdrängt.
Die Silhouetten aller 911-Modelle auf einen Blick. Das legendäre Sportwagenmodell bleibt der einzige Porsche, der auch nach 2027 nur mit Verbrennungsmotor angeboten werden soll.
Nach der Jahrtausendwende kam es im Zeichen von Klimaerwärmung und Emissionsbelastung zum Revival des elektrischen Automobilantriebs. Dass dieser auch für eine reine Sportwagenschmiede wie Porsche interessant sein kann, hat das Unternehmen seither hinlänglich bewiesen, nicht zuletzt mit dem Porsche 918 Spyder.
Der ist übrigens nur zeitweise im Museum in Zuffenhausen zu sehen. Museal dürften nun angesichts von Taycan & Co eher die Verbrenner nach dem Boxer-Prinzip werden: Porsche will bis 2027 nahezu alle Modelle auch mit E-Antrieb anbieten. Nahezu – die Ausnahme bleibt der legendäre 911.