Markenzeichen?
Logo!
Lange darüber gegrübelt und diskutiert. Passt das überhaupt zu uns? Zur Branche? Braucht eine Agentur ein Logo? Kein potenzieller Kunde wählt dich wegen deines Markenzeichens aus. Oder doch?
Am Anfang war die Schreibmaschine. Kein Witz: Als ich DIE WORTWERKSTATT im Herbst 1985 zusammen mit einem Kollegen gründete, haben wir tatsächlich noch mit den sprichwörtlichen Tasten Text direkt auf Papier gehauen. Toptechnologie damals, elektronische Schreibmaschinen mit einer Zeile Textspeicher. Schreiben, Korrekturlesen, ausdrucken. Nächste Zeile. Fehler übersehen? Noch einmal von vorne. Das glaubt dir heute keiner mehr …
Und nochmal Schreibmaschine: Der Name „WORTWERKSTATT“ war im September 1985 bereits beschlossene Sache für das Tübinger Agentur-Baby. Der mit dem Entwurf von dafür maßgeschneiderten Materialien, nämlich Briefpapier und Visitenkarten, beauftragte Grafiker Helmut Ernst kam mit Vorschlägen und einer Kiste. Daraus zauberte er ein pechschwarzes Monster aus der Frühzeit analoger Kommunikation: eine Uralt-Schreibmaschine aus den 20ern. Das Gründerpaar schaute ratlos, der Designer triumphierend: Das Spannungsfeld zwischen Alt und Neu, zwischen bodenständigem Handwerk und kreativer Kunst, zwischen traditioneller Technik und anspruchsvoller Technologie-Kommunikation! DIE WORTWERKSTATT („DIE“ zur Betonung der Vorreiterrolle unter allen Wortwerkstätten des deutschsprachigen Raums) und die olle Schreibmaschine – das wäre doch DER Assoziations-Volltreffer! Wir hatten unser erstes Logo, ganz verspielt mit einem eingespannten Papierstreifen für eventuelle „Inhalte“.
Fünf, sechs Jahre später und mit deutlich mehr Mitarbeitern (und Mitdiskutanten) dann der große Zweifel: Passt der Name noch zu uns? Passt das Logo? Alles nett und schnuckelig. Aber professionell und schick? Die wochenlange Diskussion endete mit der Vernunftentscheidung, den erfolgreichen Markennamen nicht in den Eimer zu treten. Die gute, alte Schreibmaschine ging allerdings in Rente und wurde durch einen simplen Schriftzug ersetzt. Das Originalgerät steht heute noch auf meiner Fensterbank und erinnert an die Ursprünge.
Der Schriftzug änderte sich über die folgenden Jahrzehnte. Ebenso die Unterzeilen. Von „Presse & PR“ über „Public Relations – Event Marketing“ und „Marketingkommunikation – Öffentlichkeitsarbeit“ bis zum seit 2003 geltenden „Agentur für Kommunikation“. Das einprägsame Rot als Gestaltungselement aber blieb. Auch im Zuge eines kleineren Re-Designs von 1999, für das Frischverheiratete verantwortlich gezeichnet hatten: nämlich unser (neuer) Artdirector Jörg Launer und seine Frau Simone.
Die große Revolution schließlich 2010. Nach einem ausführlichen internen Markenentwicklungsprozess (so viel Zeit muss sein) entschieden wir uns im Agentur-Plenum für ein echtes Markenzeichen, eine neue Wort-Bild-Marke. Und Simone Launer entwickelte Vorschläge, die mit den auffälligen „Ws“ im Agenturnamen spielten. Der rote Button mit dem geschwungenen Serifen-W wurde schließlich einstimmig auserkoren. Wieder Spannungsfeld modern und alt. Wieder Tradition und Neuzeit – zusammen Zukunft. Weshalb das „W“ seither allen Überarbeitungsüberlegungen erfolgreich widerstanden hat.
Wählt uns ein Neukunde wegen dieses Logos aus? Die Frage lässt sich nur schwer beantworten. Sicher ist, dass ein schmucker Gläser-Untersatz mit WORTWERKSTATT-W auf rotem Grund, den wir als Weihnachtsgabe verschickten, bei allen bestehenden Kunden auf vielen Schreibtischen seinen Dienst versieht. Dürfte also als Erinnerungsstück funktionieren …
Wir haben unsere Wort-Bild-Marke geschützt. Damit uns niemand ungestraft kopiert. Bei der Schreibmaschine von einst war das nämlich der Fall. Ungeniert versuchte uns ein Wettbewerber in den 80ern zu beklauen und nutzte exakt dieselbe Optik, nur einen anderen Namen. Der Streit ging bis vor Gericht – und schon damals zu unseren Gunsten aus. War offensichtlich gut, die Schreibmaschine. Und das „W“? Logo!